Langer Tag der StadtNatur: Käfer mit urbanem Charme
Seit dem Jahr 2007 veranstaltet der Senat Berlin über die Stiftung Naturschutz Berlin den Langen Tag der StadtNatur. Diese Veranstaltung ist so beliebt, dass auch im Jahr 2024 wieder über 500 Führungen, Vorträge, Bootsfahrten, Fahrradtouren und Wanderungen durchgeführt wurden. Die Stiftung für Mensch und Umwelt beteiligte sich mit insgesamt drei Veranstaltungen. Eine davon war die Käferexkursion im Abstandsgrün der Charlottenburger Baugenossenschaft eG. Insgesamt 7 Teilnehmer*innen folgten der Einladung der Stiftung in die General-Barby-Straße, Reinickendorf. Die Stiftung für Mensch und Umwelt konnte Jens Esser, ein ausgewiesener Entomologe, gewinnen, die 90-minütige Exkursion vorzunehmen.
Eine Käferart wird im Folgenden exemplarisch vorgestellt. Sie steht wie kaum eine andere Käferart für die Form der Bewirtschaftung des halböffentlichen Grüns in der General-Barby-Straße.
Metallschimmernde Wollhaarkäfer, Dolichosoma lineare
Der Metallschimmernde Wollhaarkäfer ist ein Käfer aus der Familie der Wollhaarkäfer (Dasytidae). Der Gattungsname Dolichosoma bedeutet „mit langem Körper“ (griechisch δολιχός dolichos ‚lang‘; σώμα soma ‚Körper‘), der Artname lineare (lateinisch) bedeutet „geradlinig“ (aus Wikipedia).
Merkmale des Käfers (aus Wikipedia)
"Die für Käfer ungewöhnliche Körperform ist durch den wissenschaftlichen Namen beschrieben: gerade und langgestreckt. Der Metallschimmernde Wollhaarkäfer erreicht eine Länge von 5,5 bis 6,5 Millimeter und ist etwa fünfmal so lang wie breit. Durch die gestreckte, schmale Gestalt ist der Käfer unverwechselbar. Der Körper ist schwarz mit grünlich-bläulichem Metallschimmer. Wegen der dichten Behaarung aus anliegenden Schuppenhaaren erscheint er jedoch grau. Der Kopf ist länger als breit, die Augen befinden sich etwa in der Mitte des Kopfes. Die Fühler sind elfgliedrig. Die letzten sieben Fühlerglieder sind gestreckt, asymmetrisch und untereinander etwa gleich lang. Die Oberkiefer sind dreieckig, enden in nur einer Spitze und haben einen glatten Innenrand. Die Oberlippe ist breiter als lang. Der Halsschild hat eine feine Mittelfurche und ist gestreckt. Seine parallelen Seiten sind etwa gleich breit wie der Kopf. Die Halsschildseiten sind gerandet.
Die Flügeldecken verbreitern sich nach hinten wenig. Am Ende klaffen sie leicht auseinander. Dort sind sie stumpf zugespitzt und ihr Rand ist mit schwarzen Borsten besetzt. Die Beine sind schlank, die Tarsen sind so lang wie die Schienen und alle fünfgliedrig. Das erste Hintertarsenglied ist länger als das zweite. Die Klauen sind etwa gleich lang."
Jens Esser ergänzt:
"Die schlanke Körperform der Imagines ist schon ein Hinweis darauf, dass es sich um einen Stängelbewohner handelt.
Diese Lebensform gibt es bei vielen weiteren Käferarten: Einige von ihnen fressen die Pflanzen selbst, so zum Beispiel Scheinbockkäfer- (Oedemera-), Stachelkäfer- (Mordellistena-) sowie einige Bockkäfer- und Prachtkäfer-Arten. Aber auch viele Blattkäfer- (Chrysomelidae) und vor allem Rüsselkäfer-Arten (Curculionidae) entwickeln sich im Stängel ihrer Wirtspflanzen. Letztere überwintern aber in der Regel nicht im Stängel und werden von einer Mahd außerhalb der Vegetationsperiode normalerweise nicht beeinträchtigt. Die Mordellistena-Arten belegen im Sommer die diesjährigen Stängel (hohe Wirtspflanzenspezifität!). In der Regel sind es staudenartig wachsende Arten. Die neue Generation schlüpft im Folgejahr aus den Stängeln. Eine Mahd der Pflanzen wird nicht toleriert, dagegen ein Umkippen der Stängel in der Regel schon. Für Oedemera-Arten gilt im Grunde dasselbe, allerdings gibt es kaum Spezialisierungen auf bestimmte Pflanzenarten. Hier sind vermutlich nur Struktur und Dicke der Vegetation wichtig.
Auch leben einige Bockkäfer-Arten im unteren Stängel- und Wurzelbereich bestimmter Pflanzenarten. Zum Teil sind sie tolerant gegenüber einer Mahd außerhalb der Vegetationsperiode, solange ihre Wirtspflanzen nicht beeinträchtigt werden. Dies kann aber auch bei einer Herbstmahd der Fall sein, z. B. bei Dichtpunktierte Walzenhalsbock (Opsilia coerulescens), die sich bei uns in Deutschland hauptsächlich in Gewöhnliche Natternkopf (Echium vulgare) und Gemeine Ochsenzunge (Anchusa officinalis) entwickelt. Falsche Pflege kann diese Pflanzen, die sich regelmäßig aus Samen erneuern müssen, schnell beeinträchtigen."
Kontakt:
Herr Jens Esser
E-Mail: jens_esser@yahoo.de
Herr Cornelis F. Hemmer
Stiftung für Mensch und Umwelt
Telefon: +49 800 5018000
E-Mail: info@stiftung-mensch-umwelt.de