Gefährdung Biologischer Vielfalt

Monokulturen
Monokulturen in der Landwirtschaft
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Alle heimischen Wildbienen sind durch die Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt. Dennoch gelten mehr als die Hälfte dieser über 600 Arten als bestandsgefährdet. Hier geht es zur Roten Liste der Bienen Deutschlands (aus dem Jahr 2007). Diese negative Entwicklung ist nicht nur für die Wildbienen alarmierend, auch die Wirtschaft ist davon betroffen. Unsere Lebensqualität und unsere Zukunft stehen in engem Zusammenhang mit der Bestäubungsleistung der Insekten: Allein in Europa wird die Bestäubung der Kulturpflanzen durch Bienen auf 22 Mrd. Euro geschätzt, da ca. 84 % der wichtigsten angebauten Pflanzenarten für unsere Ernährung durch Insekten bestäubt werden. Wild- und Honigbienen tragen somit wesentlich dazu bei, unsere Nahrungsgrundlage zu sichern.

Löwenzahn zwischen Asphalt
Bodenversiegelung mit Beton
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Die Ursachen für den allgemeinen Rückgang und die Gefährdung der Wildbienen liegen einerseits in der Zerstörung ihrer Nistplätze, andererseits in der Vernichtung oder Verminderung ihres Nahrungsangebots. Den größten negativen Einfluss auf die Bestände hat dabei die intensive Landwirtschaft (Flurbereinigung, großflächige Monokulturen, intensivierte Grünland- und Ackernutzung, Konzentration auf Silageerzeugung). Nicht zuletzt der mehrmalige Einsatz von Pestiziden pro Jahr (Herbizide gegen Wildkräuter und Insektizide gegen Insekten) hat einen systematischen Exodus der Bienenfauna im ländlichen Raum zur Folge.

Earth Overshoot Day - Ökoschuldentag

Earth Overshoot Day – Kredite von Mutter Natur

Der Welterschöpfungstag, Erdüberlastungstag oder am treffendsten bezeichnet als Ökoschuldentag, ist eine jährliche Kampagne, die vom Global Foodprint Network, einer NGO aus dem Umweltbereich, ins Leben gerufen wurde. Anhand des ökologischen Fußabdrucks der Erdbevölkerung, also der menschlichen Nachfrage an natürlichen Ressourcen innerhalb eines Jahres, im Vergleich zur Kapazität der Erde zur Reproduktion dieser Ressourcen innerhalb dieses Jahres, wird das Datum des Earth Overshoot Day berechnet. Somit übersteigt der Verbrauch der Menschheit ab diesem Kalendertag eines Jahres die natürliche Regeneration nachwachsender Rohstoffe.

Earth Overshoot Day, nationaler Vergleich

Der ökologische Fußabdruck wird auch als Nachhaltigkeitsfaktor bezeichnet. In diesen Faktor fließt die gegenwärtig benötigte Fläche zur Produktion von Nahrung, Kleidung, Bereitstellung von Energie usw. in Hektar (ha) ein. Des Weiteren werden Müllentsorgung und benötigte Kohlenstoffdioxid-Bindung einbezogen.

Demnach gibt es, je nach Konsumvolumen eines Landes, starke regionale Unterschiede wann der ´Overshoot Day` für einzelne Länder erreicht wird. Deutschland hatte im Jahr 2019 bereits am 3. Mai alle Ressourcen aufgebraucht. Vorausgesetzt die gesamte Weltbevölkerung würde den Lebensstil der Deutschen leben, bräuchten wir drei Erden. Nach US-amerikanischen Maßstäben wären es sogar fünf Erden. Global betrachtet verbraucht der Mensch die Ressourcen 1,7mal schneller als die Ökosysteme diese wieder bereitstellen können. Die Menschheit hat bereits Mitte der 1970er Jahre eine kritische Grenze überschritten, nach der die Nachfrage die natürliche Reproduktion übersteigt. Bei gleichbleibender Entwicklung steigt die jährliche Beanspruchung unseres Planeten bis 2050 auf 200%. Die Initiatoren postulieren, dass sich der ´Earth Overshoot Day` seit 2001 jährlich um drei Tage nach vorne verschiebt.

Ein symbolischer Tag als Weckruf

Ein absehbarer Ressourcenmangel (Phosphor, Seltene Erden u.v.m.), Anhäufung von Müll und toxischen Substanzen, Klimawandel, soziale Spannungen, Migrationsbewegungen und das globale Artensterben wirken zusammen und verstärken sich gegenseitig. Hinzu kommt, dass das Ganze vor dem Hintergrund einer noch immer exponentiell anwachsenden Erdbevölkerung zu sehen ist. Einige irdische Belastungsgrenzen sind bereits überschritten (Artensterben, Stickstoffkreislauf), weitere könnten folgen.

Um eine echte Trendwende zu erwirken bedarf es eines fundamentalen Umdenkens auf der großen politischen Bühne wie auf der heimischen Couch. Dabei heißt es nicht gegen, sondern für etwas einzustehen. Für eine ökologische Landwirtschaft, für eine Gesellschaft des Teilens von Konsumgütern, für eine echte Wertschätzung der produzierten Waren, für mehr Eigenverantwortung und für eine nachhaltige Moderne. Ein Engagement für mehr Gemeinwohl statt Eigennutz, dass sich der Wirksamkeit des eigenen Handelns bewusst ist.

Um dieses Bewusstsein zu schärfen kann der jährlich ausgerufene ´Earth Overshoot Day` einen kleinen Beitrag leisten.  

Earth Overshoot Day, Entwicklung seit 1969
Umweltbelastungen durch Landwirtschaft
Der ländliche Raum ist geprägt von land- und forstwirtschaftlichen Nutzflächen

Die Landwirtschaft ist Deutschlands größte Flächennutzerin. Gleichzeitig ist sie ein wichtiges Standbein unserer Volkswirtschaft. Sie sichert die Ernährung und produziert nachwachsende Rohstoffe. Darüber hinaus spielt sie eine wesentliche Rolle für den Erhalt und die Entwicklung der Kulturlandschaft. Sie sorgt jedoch auch aufgrund ihrer Industrialisierung für große Umweltbelastungen.

Landwirtschaft in Deutschland

60% des weltweit angebauten Mais werden verfüttert. Allein in Deutschland sind es 2,5 Mio. ha nur für Mais

Mit 51,1 Prozent der Fläche Deutschlands (18,3 Millionen Hektar) werden landwirtschaftlich genutzt. Von den landwirtschaftlich genutzten Flächen werden 71 Prozent ackerbaulich, 28 Prozent als Dauergrünland und 1 Prozent Dauerkulturen und sonstige landwirtschaftliche Nutzflächen bewirtschaftet. Auf nur knapp einem Fünftel der Landwirtschaftsflächen werden Lebensmittel und auf knapp drei Fünftel Prozent werden Futtermittel für die Tierhaltung angebaut. Auf den Anbau nachwachsender Rohstoffe für die Erzeugung von Biogas (vor allem Mais) und Biokraftstoffe (vor allem Raps), sowie zur stofflichen Verwertung entfallen weitere ein Fünftel der landwirtschaftlich genutzten Flächen.

Jeder neunte Arbeitsplatz in Deutschland steht mit der Landwirtschaft in Verbin­dung

Obwohl Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei zusammen nur etwa 0,7 Prozent der Bruttowertschöpfung in Deutschland erbringen und der Anteil der Beschäftigten bei lediglich 1,4 Prozent liegt, hat die Landwirtschaft wegen ihrer engen Vernetzung mit anderen Wirtschaftsbereichen nach wie vor eine beachtliche volkswirtschaftliche Bedeutung. Zu den 940.000 Beschäftigten in den rund 275.000 landwirtschaftlichen Betrieben, kommen weitere Arbeitskräfte in den vor- und nachgelagerten Bereichen. Im so genannten Agribusiness waren im Jahr 2012 in insgesamt 750.000 Betrieben rund 4,5 Millionen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen direkt oder indirekt mit der Herstellung, Verwendung und Weiterverarbeitung landwirtschaftlicher Produkte beschäftigt. Jeder neunte Arbeitsplatz steht mit der Landwirtschaft in Verbindung. Insbesondere in ländlichen Gebieten sind die Landwirtschaft und ihre angrenzenden, verarbeitenden Bereiche wie Gastronomie, Handwerk und Einzelhandel bedeutende Arbeitgeber und entscheidend für die Erhaltung und nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raums.

Einfalt statt Vielfalt - Weltweit sind lediglich 12 Pflanzen die Basis für 75% unserer Nahrung

Im Jahr 2016 erwirtschafteten deutsche Landwirtinnen und Landwirte einen Produktionswert von 52,5 Milliarden Euro, sie erzeugten pflanzliche Produkte im Wert von 25,2 und tierische Produkte im Wert von 23,9 Milliarden Euro. Diese enormen Mengen und Summen wurden nicht immer erzeugt. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts erzeugte ein Landwirt Lebensmittel für die Versorgung von vier Personen, im Jahr 1950 konnten bereits zehn Menschen und im Jahr 2010 sogar 131 Personen von den Erträgen versorgt werden. Grund für diese Produktivi­tätssteigerung sind technische Fortschritte und der Einsatz von hochleistungsstarken Maschi­nen, Präzisionstechniken, Dünge- und Pflanzenschutzmitteln sowie Fortschritte in der Züchtung. Dabei geht diese Intensivierung nicht spurlos an der Umwelt und ihren Kompartimenten (Boden, Wasser, Luft und Biosphäre) vorbei.

Intensivierung hinterlässt Spuren

Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln birgt neben Produktionssteigerungen auch Gefahren für Natur und Umwelt

Der Landwirtschaft kommt für den Schutz der Umweltmedien eine hohe Bedeutung und große Verantwortung zu. Schützende Fabrikmauern und abgeschlossene Räume sind nicht vorhanden. Die Landwirtschaft arbeitet in offenen Systemen. Der Einsatz von Maschinen zur Bodenbearbei­tung und Ernte sowie die Ausbringung von Pflanzenschutz- oder Düngemitteln findet in der Landschaft statt und beeinflusst den Boden, das Wasser, die Luft und die in der Agrarlandschaft lebenden Tiere und Pflanzen. Die auf Ertragssteigerung ausgerichtete Intensivlandwirtschaft hinterlässt nicht nur eintönige, ausgeräumte Agrarlandschaften. Der Einsatz von schweren Maschinen und die intensive Bodenbearbeitung kann Bodenverdichtungen, eine steigende Gefahr für Wasser- und Winderosionen und einen Verlust der Bodenfruchtbarkeit verursachen. Für Nitratbelastungen des Grundwassers und die Nährstoffüberversorgung von Flüssen, Seen und Meeren ist vor allem die intensive organische und mineralische Stickstoffdüngung verant­wortlich.

Verlust der Artenvielfalt ist die Folge der Landnutzungsänderungen

Ausgebrachte Pflanzenschutzmittel und in den Düngemitteln enthaltene Schwermetalle, Schadstoffe und Rückstände von Arzneimitteln aus der Intensivtierhaltung stellen weitere potenzielle Gefahren für terrestrische und aquatische Ökosysteme dar. Weitere Folgen sind der Verlust der Artenvielfalt und der mit Landnutzungsänderungen (vor allem Grünlandumbruch, Moornutzung und Rodung von Wäldern), der Ausbringung von Düngemitteln, der Bodenbear­beitung und Tierhaltung verbundene Ausstoß klimawirksamer Treibhausgase. Im Jahr 2016 betrug der Anteil der Landwirtschaft an den gesamten Treibhausgasemissionen Deutschlands 7,3 Prozent (ohne landwirtschaftliche Landnutzung und Landnutzungsänderungen). Sie steht damit noch vor der Industrie auf Platz zwei der Hauptemittenten (Platz eins: Energiebereich 86,3 Prozent).

Quelle, geändert: https://www.umweltbundesamt.de/themen/boden-landwirtschaft/umweltbelastungen-der-landwirtschaft (Stand: 21.06.2018)

Wirkstoff Glyphosat

Glyphosat: Gefahren, Absatzmengen und Entwicklungen

Gängige Praxis in der konventionellen Landwirtschaft: großflächige Ausbringung von Pflanzenschutzmittel

Die Substanz Glyphosat ist der Wirkstoff des Totalherbizids Roundup, das vom US-Konzern Monsanto Anfang der 1970er Jahre entwickelt wurde. Heutzutage ist es das meistverkaufte Pflanzenschutzmittel der Welt. Genverändertes Saatgut von Baumwolle, Mais, Soja und Raps besitzt eine Resistenz gegenüber der toxischen Wirkung von Glyphosat. Aufgrund seiner postulierten möglichen Gesundheitsrisiken für den Menschen und der Schadwirkung auf die Artenvielfalt steht es im Fokus der Diskussion zum Einsatz von Pestiziden in der konventionellen Landwirtschaft.

Eine wissenschaftliche Studie von September 2018 weist erstmals auch eine direkte schädliche Wirkung von Glyphosat auf Honigbienen nach. Demnach schädigt das Herbizid die Darmbakterien der Bienen, was zu einer im Vergleich geringeren Gewichtszunahme der Bienen führt und ihr Immunsystem deutlich schwächt (Zusammenfassung der Studie bei Spiegel Online). Demnach ist das Enzym, welches durch Glyphosat blockiert wird, ein körpereigener Stoff von Honigbienen besiedelnden Darmbakterien. Diese brauchen das Enzym (5-Enolpyruvylshikimat-3-phosphat-Synthase (EPSPS) um in der Darmflora von Honigbienen wirksam sein zu können. Daraus ergibt sich ein unmittelbarer Zusammenhang von Immunschwächen von Bienen durch das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat. In der Folge vermindert sich die Resistenz der Bestäuberinsekten gegenüber Krankheitserregern.

Schätzungen zum weltweiten Einsatz von Glyphosat:

  • 2010 wurden ca. 1 Million Tonnen Glyphosat verkauft
  • 2012 waren es 718.000 Tonnen. Für die Folgejahre kam es zu einem starken Anstieg
  • 2014 wurden laut dem Agrarökonomen Charles Benbrook 826.000 Tonnen Glyphosat eingesetzt (davon 747.000 Tonnen in der Landwirtschaft)
  • bis 2017 erwarten die Marktforscher bei Global Industry Analysts einen Anstieg des Glyphosat-Markts auf 1,35 Mio Tonnen

Einsatz in Deutschland

  • 5.000-6.000 Tonnen Glyphosat kommen in Landwirtschaft und Kleingärten pro Jahr zum Einsatz.
  • Dies entspricht ca. 25% der Herbizide und 16,7% der Wirkstoffe.
  • 94 glyphosathaltige Mittel sind in Deutschland zugelassen (April 2015, laut BVL).
In Deutschland kommt auf Rapsfeldern der verhältnismäßig größte Anteil glyphosathaltiger Pflanzenschutzmittel in der Fläche zum Einsatz

In Deutschland kommt Glyphosat auf etwa 40% der Ackerflächen zum Einsatz (bei Raps: 87%, bei Körnerleguminosen: 72%, bei Wintergerste: 66%). Auch im städtischen Bereich bedient man sich der Effektivität des Herbizids, etwa bei Behandlung des Gehwegs oder der Grünanalagenpflege. Eine Zunahme der Glyphosatmengen verweist auf den großflächigen Einsatz des Wirkstoffes in Deutschland (siehe Abbildung).

Die Zulassung von Glyphosat um weitere fünf Jahre durch die EU (Stand: November 2017) befeuert die kontroverse Debatte erneut. Schon in früheren Jahren wurden zuvor zugelassene und sorgfältig geprüfte Substanzen vom Markt genommen oder reguliert. Beispiele hierfür sind die Verbote des Insektizids Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT) seit den frühen 1970er Jahren oder die Regulierung das Beizmittels Pro Poncho mit dem bienenschädlichen Wirkstoff Clothianidin.

Vor dem Hintergrund des ungebremsten Artensterbens, insbesondere von Insekten als Grundbaustein der Nahrungskette, wird die Kritik am Einsatz von glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln bestehen bleiben.

 

Abbildung: Übersicht der Wirkstoffabsatzmengen [t] im Inland an Glyphosat Reinstoff in den Jahren von 1993 - 2014 (Zusammenstellung nach Daten des BVL: 2013, 2014, 2015)
Wirkstoff Cyantraniliprol

Im März 2019 wurde vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) erstmals für den deutschen Markt ein Pflanzenschutzmittel zugelassen, das den Wirkstoff Cyantraniliprol enthält. Dabei handelt es sich um einen für Bienen hoch giftigen Stoff, der, ähnlich wie die drei in der Europäischen Union verbotenen Neonikotinoide Clothianidin, Thiamethoxam und Imidacloprid, systemisch wirkt. Systemisch wirkende Pestizide verteilen sich beim Heranwachsen in der gesamten Pflanze – von der Wurzel bis in die Blüten. Alle Tiere, die Blätter der behandelten Pflanze fressen, deren Nektar saugen oder Pollen sammeln, kommen mit dem Gift in Kontakt.

"Mit der Zulassung des Neonikotinoid-Nachfolgers Cyantraniliprol für die Freilandanwendung straft Julia Klöckner ihre trendigen Sonntagsreden von systemrelevanten Bienen und Insektenschutz-Papieren Lügen", zitiert Spiegel Online den Grünen-Abgeordneten Harald Ebener: „So werde das EU-Freilandverbot für drei der Bienenkiller-Neonikotinoide vom letzten Jahr durch die Hintertür wieder aufgeweicht."

Weitere Informationen zu den Neonikotinoiden finden Sie hier, zu Cyantraniliprol hier.

Wirkstoff Kupfer

Kupfer: Die unterschätzte Gefahr?

Höchstmenge an Reinkupfer im Ökologischen Landbau laut EG-Öko-Verordnung (2006) auf maximal 6 kg/ha und Jahr, Bioland: begrenzt auf 3 bzw. bei Hopfen auf 4 kg/ha und Jahr, Demeterverband verbietet gänzlich, bei bestimmten Kulturen

Positiv

Wertvolles Spurenelement für die ökologische und konventionelle Landwirtschaft

In geringer Konzentration ist es Nährstoff für Nutzpflanzen

Wichtiges Pflanzenschutzmittel (gegen Krautfäule oder Falschen Mehltau)
Eingesetzte Kupfermengen in Pflanzenschutzmitteln in Deutschland für 2008: 34,1 t pro Jahr (ökologischer Landbau) 289,5 t pro Jahr (konventioneller Landbau)

Erstes erfolgreiches Fungizid „Bordeauxbrühe“ bestand aus gebranntem Kalk (CaO) und einer wässrigen Kupfersulfat-Lösung

Negativ

Schadwirkung auf Mikroorganismen und Weichtiere (schon bei kleinsten Mengen)

Schädigung der belebten Bodenwelt (Edaphon) – Veränderung der Artzusammensetzung

Hohe Toxizität von handelsüblichen Kupfersulfat-Lösungen und gängigen Blattdüngern

Gefährdung für Wildbienen:

Tödliche Wirkung bei direkter Aufnahme über die Nahrung

Beeinträchtigung des Verhaltens bei Kontakt über die Körperoberfläche – erhöhte Futteraufnahme und Atmung bis hin zum Tod  (Untersuchungen an brasilianischen Wildbienen, Rodrigues et al. (2016))

Schädigt Kupfer auch unsere Wildbienen?

Es ist zu befürchten, dass die auch bei uns in Deutschland, insbesondere im Biolandbau und Weinbau, eingesetzten Pflanzenschutzmittel unsere heimische Wildbienenfauna nachhaltig schädigt. Untersuchungsergebnisse liegen dazu bisher nicht vor. Zusammenfassend finden Sie die Kurzinformation auch in folgender Infobox als PDF

Literatur:

Cleiton G. Rodrigues, Alexandra P. Krüger, Wagner F. Barbosa, Raul Narciso C. Guedes; Leaf Fertilizers Affect Survival and Behavior of the Neotropical Stingless Bee Friesella schrottkyi(Meliponini: Apidae: Hymenoptera) , Journal of Economic Entomology, Volume 109, Issue 3, 1 June 2016, Pages 1001–1008, https://doi.org/10.1093/jee/tow044

Julius-Kühn-Institut, „Kupfer“: http://kupfer.jki.bund.de/index.php?menuid=21

Lundsgaard, K., Prochazka, V., & Fuchs, N. (2002). Kupfer ist mehr als ein Schwermetall–Kupfer als Pflanzenschutzmittel im biologischen Rebbau.

Weiteres Gefahrenpotential bergen menschliche Unachtsamkeit und Rücksichtslosigkeit in sensiblen Habitaten, wie die Zerstörung der Brutplätze von Malven-Langhornbienen im November 2017 zeigt. Eine weitere Ursache für den Rückgang sind Flächenverluste durch Bebauung und Versiegelung. Aber auch "aufgeräumte" und zu häufig gemähte öffentliche Grünflächen und private Gärten tragen zur Verminderung der Nistflächen und des Nahrungsangebots für Bienen bei.

Schutz Biologischer Vielfalt

BMU-Aktionsprogramm zum Insektenschutz

Das Bundeskabinett hat am 20.06.2018 dem Eckpunktepapier zum Aktionsprogramm „Insektenschutz“ des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) zugestimmt.

Als Sofortmaßnahme wird die Bundesregierung fünf Millionen Euro pro Jahr für den Insektenschutz zur Verfügung stellen. Diese Finanzmittel kommen aus dem „Bundesprogramm Biologische Vielfalt“. Die Idee ist, insbesondere Praxisprojekte zur Förderung von Insekten und ihrer Artenvielfalt aufzuzeigen.

In Deutschland sind 33.000 Insektenarten nachgewiesen - davon werden knapp 7.800 Arten in der bundesweiten Roten Liste aufgeführt. (© Albert Krebs, © NikolayST, © Karl Heinz Niehus, © Albert Krebs, © Gilles San Martin © Albert Krebs )

Das Aktionsprogramm soll dazu beitragen, bestehende Wissenslücken über das Insektensterben zu schließen und ein bundesweit einheitliches Insektenmonitoring einzuführen.

Es sieht folgende Punkte vor:

  • Insektenlebensräume und Strukturvielfalt in der Agrarlandschaft fördern
  • Lebensräume für Insekten in anderen Landschaftsbereichen wiederherstellen und vernetzen
  • Schutzgebiete als Lebensräume für Insekten stärken
  • Anwendung von Pestiziden mindern
  • Einträge von Nähr- und Schadstoffen in Böden und Gewässer reduzieren
  • Lichtverschmutzung reduzieren
  • Forschung vertiefen – Wissen vermehren – Lücken schließen
  • Finanzierung verbessern – Anreize schaffen
  • Engagement der Gesellschaft befördern

Auf dem internationalem Insektenschutzsymposium am Naturkundemuseum Stuttgart im Jahr 2018 wurde eine Maßnahmenplan zur Bekämpfung des Insektensterbens erstellt dieser sieht 9 wesentliche Handlungsfelder vor.

Marlehn Thieme, Vorsitzende des Rates für Nachhaltige Entwicklung, spricht zum Thema "Schutz der Bienen":

In einem Hintergrundtext (PDF) gehen wir näher auf die Ursachen für den Rückgang der Wildbienen ein. Ein Artikel im Hamburger Abendblatt beschreibt eindrücklich die "Gefahr für Majas wilde Schwestern".

Nicht nur die Bienen, sondern die gesamte biologische Vielfalt ist besonders in Agrarlandschaften stark bedroht. Der österreichische Wissenschaftsfonds FWF will nun grundlegende Erkenntnisse liefern, um dem Verlust der Biodiversität entgegenzuwirken und Ökosysteme in Agrarlandschaften zu erhalten (mehr dazu im Portal UmweltDialog). Weitere Informationen zu dem Projekt hier.

Das Pestizid-Aktions-Netzwerk (PAN) hat eine Broschüre "Bienen, Hummeln & Co.: Gefährdung, Bedeutung, Schutz" (PDF) mit weiteren Informationen erstellt.

Bundesprogramm Biologische Vielfalt

Neben Tieren und Pflanzen müssen auch Lebensräume geschützt werden

Das Bundesprogramm zur Biologischen Vielfalt unterstützt seit Anfang 2011 die Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt.

Gefördert werden Vorhaben, denen im Rahmen der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt eine gesamtstaatlich repräsentative Bedeutung zukommt oder die diese Strategie in besonders beispielhafter und maßstabsetzender Weise umsetzen.

An der Durchführung der Vorhaben muss ein erhebliches Bundesinteresse bestehen. Die geförderten Maßnahmen sollen dazu beitragen, den Rückgang der biologischen Vielfalt in Deutschland zu stoppen und mittel- bis langfristig in einen positiven Trend umzukehren. Sie müssen dem Schutz und der nachhaltigen Nutzung sowie der Entwicklung der biologischen Vielfalt dienen und über die rechtlich geforderten Standards hinausgehen.

Akzeptanzbildende Maßnahmen der Information und Kommunikation sollen dazu beitragen, das gesellschaftliche Bewusstsein für die biologische Vielfalt zu stärken. Das Programm soll die Kooperation unterschiedlicher Akteure bei der Umsetzung der Ziele der Nationalen Strategie fördern.

Im Rahmen der Förderung gibt es auch Projekte die sich gezielt der Bewahrung und Förderung von Stadtnatur widmen. Etwa das Projekt Treffpunkt Vielfalt - Naturnahe Gestaltung und Pflege von Freiflächen in Wohnquartieren in Berlin, Bonn, Dortmund, Erfurt, Remscheid und Speyer oder das Projekt Städte wagen Wildnis in Frankfurt am Main, Hannover und Dessau-Rosslau sind Beispiele proaktiven Artenschutzes. 

Weitere spannende Projekte finde Sie auf der Seite vom Bundesamt für Naturschutz.

Blühende Verkehrsinseln werden ausgezeichnet

Das Verkehrsministerium in Baden-Würtemberg zeichnet jährlich die attraktivsten blühenden Verkehrsinseln aus. Hier ist die Schaffung von Maßnahmen zu Erhaltung der biologischen Vielfalt ein wichtiges Entscheidungskriterium der Jury für die Auswahl der besten Flächen.Die Verwendung von mehrjährigem, heimischem Saatgut regionaler Herkunft mit Fokus auf insektenfreundliche Pflanzen ist ebenso Voraussetzung, wie der Verzicht von Pestiziden.Die Gewinnerkommunen werden öffentlichkeitswirksam mit der Auszeichnung „Goldene Wildbiene“ geehrt.

Auf unterhaltsame Art und Weise macht das folgende Video von Greenpeace auf den Stellenwert der Bienen im Ökosystem aufmerksam:

Kontakt

Dr. Corinna Hölzer & Cornelis Hemmer
Stiftung für Mensch und Umwelt
Hermannstraße 29, D - 14163 Berlin
Tel.: +49 30 394064-310
 

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