Ökosystemdienstleistungen

Die Wortschöpfung Ökosystemdienstleistung setzt sich aus einem natur- und einem sozialwissenschaftlichen Teil zusammen. Dadurch wird bereits der Anspruch deutlich, eine Schnittstelle von verschiedenen Disziplinen innerhalb der Umweltforschung zusammenzuführen. Funktionierende Ökosysteme und deren Wertschöpfung sind für uns Menschen von elementarer Bedeutung. Daher definiert sich der Begriff auch sehr anthropozentrisch als „direkte oder indirekte Beiträge der Ökosysteme zum menschlichen Wohlergehen.“

Die vier Typen von Ökosystemdienstleistungen (© Dominik Jentzsch)

Man unterscheidet allgemein zwischen vier Typen von Ökosystemdienstleistungen. Die Dienstleistungen die dabei kategorisiert werden können so naheliegend wie der in Wäldern wachsende Rohstoff Holz, das aus einer Bergquelle austretende Frischwasser oder der fruchtbare Boden als Voraussetzung für die Lebensmittelerzeugung sein. Diese Produktionsfunktion gehört zu den „versorgenden Dienstleistungen“, welche Nahrungsmittel und Rohstoffe einschließen. Andere Ökosystemdienstleistungen sind ebenso bedeutend, erschließen sich jedoch nicht unmittelbar. So sind Bodenbildung und Primärproduktion von Biomasse Unterstützungsfunktionen und zu den „unterstützenden Dienstleistungen“ zusammengefasst. Dabei werden weitere “Basisleistungen“ wie z.B. der Nährstoffkreislauf einbezogen. „Regulierende Dienstleistungen“ wie die fortlaufenden Prozesse im Wasserkreislauf, mit der Wasserreinigung oder Überschwemmungsminderung durch die Speicherung von Wasser im Boden und Wurzelwerk, beinhalten eine Regulierungsfunktion. Die Regulierung von Umweltmedien steht hierbei im Fokus. Etwas schwieriger zu fassen und vom Konzept her umstrittener sind die „kulturellen Dienstleistungen“ mit ästhetischen-, spirituellen-, pädagogischen- und/oder Erholungsfunktionen. Diese zielen auf die Wertschätzung der Menschen für die Natur und die ästhetische Wahrnehmung und Bewertung der Landschaft ab. Etwa spirituelle Erfahrungen und Gefühle von kultureller Identität sind hier gemeint.

Ein Teil der Ökosystemdienstleistungen lassen sich quantifizieren. So ergaben jüngste Berechnungen, dass das Artensterben jährlich einen Schaden von drei Billionen Euro verursacht. Immer wenn eine kostenfreie Dienstleistung wegfällt, muss dafür ein Ersatz hergestellt werden. Ein Beispiel dafür sind die anfallenden Kosten wenn die Bestäubung durch Insekten ausbleibt (Faktenblatt zur Bestäubungsleistung). In Sichuan, dem größten Obstanbaugebiet Chinas, müssen menschliche Arbeitskräfte die Bestäubung der Obstbäume übernehmen. Dieser Mehraufwand lässt sich in Form von Arbeitskraft beziffern.

Ein Brutpaar von Schwarzstirnwürgern (Lanius minor): Seit 2005 offiziell in Deutschland ausgestorben (© Andy Morffew/Wikimedia)

Auch das Artensterben in Deutschland hat große Dimensionen. In der Roten Liste gefährdeter Tiere von 1998 wurden 16.000 der bekannten 45.000 heimischen Tierarten bewertet, von denen 42% gefährdet und 3% als ausgestorben gelten. Eine neue Gesamtliste ist für 2020 vorgesehen. Die Rote Liste gefährdeter Pflanzen von 1996 zeigt, dass fast 40% der untersuchten 14.000 Arten (bekannt sind etwa 28.000) gefährdet und 4% bereits ausgestorben oder verschollen sind. Von unseren heimischen 863 Lebensraumtypen sind sogar 65 % mit einem Verlustrisiko bedroht, wonach fast 2/3 aller Biotoptypen Deutschlands gefährdet sind.

Eine Vielzahl an Projekten die sich mit Ökosystemdienstleistungen befassen werden vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) gefördert. Hier finden Sie eine Auflistung von abgeschlossenen und noch laufenden Projekten. 

Literatur

Costanza, R., d'Arge, R., De Groot, R., Farber, S., Grasso, M., Hannon, B., ... & Raskin, R. G. (1997): The value of the world's ecosystem services and natural capital. nature, 387(6630).

Grunewald, K. & Bastian, O. (Hrsg.) (2013): Ökosystem-Dienstleitungen. Konzept, Methoden und Fallbeispiele. Springer Spektrum, Berlin - Heidelberg.

Kirchhoff, T. (2016): Das Konzept der" kulturellen Ökosystemdienstleistungen": eine begriffliche und methodische Kritik (Dissertation, Technische Universität München).

Müller, V., Heubach, K. & Neuhaus, M. (2018): NeFo Faktenblatt bestäubung - Ohne sie läuft nichts: Bestäuber-Insekten und ihre Rolle für unsere Ernährung

Losey, J. E., & Vaughan, M. (2006): The economic value of ecological services provided by insects. Bioscience, 56(4).

Assessment, M. E. (2005). Ecosystem and human well-being: biodiversity synthesis. World Resources Institute, Washington, DC.

http://www.naturtipps.com/oekosystemdienstleistungen.html (Stand: 27.08.2018)

Kontakt

Dr. Corinna Hölzer & Cornelis Hemmer
Stiftung für Mensch und Umwelt
Hermannstraße 29, D - 14163 Berlin
Tel.: +49 30 394064-310
 

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